1971 Dreikönigskirche Garbeck

Der Kreuzweg mit den zusätzlichen Stationen „Auferstehung“ und „Himmelfahrt“ ist eine Bronzeguss-Arbeit der Künstlerin Margarete K. Wiggen. Er ist ein in gutem Sinn moderner Kreuzweg. Er will nicht durch möglichst naturgetreue Darstellung der geschichtlichen Ereignisse ans religiöse Gemüt rühren. Er will sich vielmehr in seiner Darstellungsform auf das Wesentliche beschränken, um für unsere Zeit Wesentliches auszusagen, nämlich dies: Christus begegnet uns in jedem Menschen, der Unrecht leidet, der Opfer ist von Lieblosigkeit und Gewalt, von Hass und Gemeinheit. Christus wird heute wie damals immer wieder geschlagen, angespien, gemartert, gekreuzigt. Christus aber hat den Hass durch die Liebe besiegt, die ihn den Kreuzweg gehen ließ bis in den Tod – für uns. So ist jede Station des Kreuzweges eine Herausforderung an uns Menschen von heute, dem Hass die Liebe, dem Bösen das Gute entgegenzusetzen! Das Böse widerspricht dem Ebenbild Gottes im Menschen, es ist im Grunde unmenschlich, darum die abstoßenden, brutalen maskenhaften, seelenlosen Gesichter der Henker Jesu!

[Hönne-Zeitung 8.4.1971]

Der historische Kreuzweg Jesu ist gegangen. Er ging aus Liebe zu den Menschen in den Tod. Aber die Wahrheit und die Liebe können nicht sterben. Sie gehen durch die Geschichte bis in unsere Zeit. In jedem Menschen begegnet uns der Verurteilte, der Kreuztragende, der Gefallene, der Geliebte, der Gekreuzigte und der Auferstandene. So gehört der „Kreuzweg“ in unser Leben – er ist unser Leben!

Station 1 – Verurteilt

Wie schnell fällen wir ein Urteil – ein vernichtendes Urteil. Können wir aus unserem Wohlstandssessel heraus die Situation jedes Menschen verstehen? Geben wir uns die Mühe, nach der Wahrheit zu fragen? Lass doch, der „andere“ kann sich ja nicht wehren, ihm sind ja die Hände gebunden. Wir haben das Urteil über ihn gesprochen und damit basta. Das Andere ist seine Sache.

Station 2 – Aufbruch

Er nimmt das Urteil an – er muss es ja! Fest entschlossen packt er sein Kreuz und geht los. Es ist sein Schicksal. Er ist ja verurteilt. Genügt dir das nicht? Bist du noch nicht damit zufrieden? Warum musst du dich denn noch dranhängen?

Station 3 – keine Hilfe?

Jetzt ist er hingefallen! Vielleicht war es doch zu schwer? Ach was soll es! Jetzt hast du deinen Triumph – jetzt liegt er da! Stecke nur die Hände in die Hosentaschen und lache ihn aus! Geschieht ihm ganz recht!

Station 4 – Trost

Da kommt seine Mutter! Sie richtet ihn wieder auf. Liebe kann alles! Er bekommt wieder Kraft und Mut. Er kann seinen Weg weiter gehen.

Station 5 – einer hilft

Also doch einer, der es nicht mit ansehen kann – den das Mitleid mit dem geschundenen Mitmenschen gepackt hat, den die Liebe gedrängt hat. Lass doch die anderen blöde daneben stehen! Pack wenigstens du an!

Station 6 – Dienst am Nächsten

Sie kümmert sich um sonst nichts – sie will nur helfen! Was gerade nottut, das Nächstliegende. Mit großen Frasen ist nichts geholfen!

Station 7 – drückende Last

Da sind sie wieder- die ohne Gesicht, Fratzen mit Fäusten. Sie zwingen ihn in die Knie. Herunter mit dir in den Dreck. Wir machen dich schon noch fertig! Was willst du denn noch?

Station 8 – Begegnung im Leid

Warum weint ihr? Wollt ihr mir damit helfen? Wer helfen will, muss etwas tun!

Station 9 – Zusammenbruch

Jetzt haben wir dich soweit – siehst du, jetzt liegst du unten, ganz unten. Wir haben dich mit brutaler Gewalt erledigt – zusammengeschlagen!

Station 10 – Habgier

Nein, noch nicht alles! Deine Ehre hast du noch? Komm her, wir werden dir auch dein letztes Hemd vom Leibe reißen. Wie stehst du jetzt da?

Station 11 – kreuzige ihn

Jetzt können wir mit dir machen was wir wollen. Wir stellen dich einfach auf den Kopf, dann bist du erledigt. Und nun schlag den Nagel! Hier nimm zuerst meinen, nein, dieser hier ist länger, meiner ist aber spitzer!

Station 12 – Ende?

So, das hätten wir erreicht, jetzt bist du festgenagelt, dein Schicksal ist besiegelt. Aus und vorbei!

Station 13 – Trauer

Hätte es soweit kommen müssen? Hätten wir das nicht verhindern können? Die anderen waren stärker als wir, sie waren brutal, sie haben sich durchgesetzt, uns überspielt. Müssen wir resignieren?

Station 14 – bleibt noch Hoffnung?

Kann es nach diesem Ende noch Hoffnung geben? Das Grab ist die letzte Station. Einige Schaufeln Erde, ein paar Tränen – ein Menschenleben ist ausgelöscht.

Station 15 – Auferstanden!

Schaut nur her, er ist nicht hier – er ist gar nicht tot! Die Liebe stirbt nicht, sie kann nicht sterben – für sie gibt es kein Ende, keinen Untergang – sie lebt weiter!
Geht, ja beeilt euch – sagt es allen, schreit es ihnen zu: Wer liebt, der geht nicht unter, für den gibt es kein Ende!

Station 16 – verlass uns nicht!

Bleib bei uns, wir brauchen dich – geh nicht weg von uns! Ohne dich, deine Liebe – ohne die Liebe ist die Welt arm und tot. Ohne die Liebe ist das Leben nicht lebenswert! Laßt uns der Liebe leben!